Sechs “iconic” Song-Alben des 20. Jahrhunderts, die jeder Drummer kennen sollte

Miles Davis – Kind Of Blue

Drummer: Jimmy Cobb
Stil: Modaler Jazz
veröffentlicht: 1959

Bei allen fünf Stücken, einmal abgesehen von klaren Strukturen wie Thema-Melodie, Harmonieschema und Form, ist fast alles ganz frisch improvisiert: Miles Davis soll extra bewusst auf Proben vor der Aufnahme verzichtet haben.
Als Jazz-Drumming ist hier kein virtuoses Feuerwerk zu erwarten. Im Gegenteil glänzt Jimmy Cobb vielmehr mit klarer Time oder sphärischer Zurückhaltung, geschmackvoller Formgebung und fein dosiertem Swing-Comping.
Über diesen Zugang lässt sich in die Energie der Spannungsbögen, tolle Dynamik und Dramaturgie eintauchen.
Der „All Blues“ (https://youtu.be/-488UORrfJ0) ist zumal sehr interessant aufgrund seines Jazz-Waltz-Swing-Feels. Beginnend mit einer Besenbegleitung entsteht in diesem Dreier-Grundrhythmus im Zusammenspiel ein eher polyrhythmisches „2-über-3“-Feel. Dies bietet beim Jammen viel Interpretations- und Improvisationsgrundlage.

Slayer – Seasons In The Abyss

Drummer: Dave Lombardo
Stil: Thrash Metal
veröffentlicht: 1990

Der US-amerikanische Immigrant aus Havanna/Kuba Dave Lombardo gilt innerhalb des Genres als derjenige, der viele Drummer seit den 80er-Jahren durch seinen musikalisch prägenden Ansatz beeinflusst hat.
Hier handelt es sich um Slayers letztes Studioalbum in Gründungsbesetzung vor Lombardos langjährigem Ausstieg bis 2001.
Durchaus ist sein typisches Metal-Spiel hier zwar schon zu hören, ebenso wie der in dieser Slayer-Ära fast schon typische knackige Snare-Sound.
Alles wirkt jedoch noch mal viel ausgereifter: Innerhalb des engen dynamischen Rahmens von Metal phrasiert Lombardo messerscharfe Grooves und Drum-Fills mit leicht synkopierter Rhythmik und melodiösem Ansatz.
Der Titelsong am Schluss des Albums (https://youtu.be/DECp8LKurKs) widerspiegelt dies ebenso durch die Facetten der Tempo- und Feel-Wechsel von langsam bis schnell. Dieser kennenswerte Song dürfte auch Nicht-„Thrash“-Fans fesseln.

James Brown – Star Time

Drummer: Edison Gore, David Panama Francis, Nat Kendrick, James Brown, Clayton Fillyau, Melvin Parker, Bernard Purdie, John „Jabo“ Starks, Clyde Stubblefield, William „Beu Dollar“ Bowman, Nate Jones, Billy Cobham, Jimmy Madison, Roger Hawkins, Arthur Dickson, (Keith LeBlanc)
Stil: Rhythm & Blues, Soul, Funk
veröffentlicht: 1991

Da bei James Brown im Laufe der Jahrzehnte doch einige Drummer zusammenkommen, ist dieses Box-Set alleine schon wegen dem beiliegenden Büchlein mit 64 Seiten interessant. Neben Discographie mit allen Informationen zur jeweiligen Recording-Besetzung sind viele Fotos und Hintergrundinformationen zu finden.
James Brown ist einer der Hauptentwickler und „Influencer“ des Funks, wenn nicht sogar „der“ Hauptentwickler. Neben unbekannteren frühen Songs aus den 50er-Jahren sind auch unveröffentlichte alternative oder ungeschnittene Versionen dabei, wie z.B. das 1965 für Funk wegbereitende „Papa´s Got a Brand New Bag“ (https://youtu.be/rnDEr9R0snU). „I´ve Got Money“ von 1962 klingt durch das schnelle Tempo ebenso typisch wie später Jungle/Drum´n´Bass-Grooves. Clayton Fillyau saß hier am Schlagzeug, den man als einen der einflussreichsten unbekannten Drummer bezeichnen könnte.

Rage Against The Machine – Rage Against The Machine

Drummer: Brad Wilk
Stil: Funk Metal, Rap Metal, Crossover
veröffentlicht: 1992

Das Debüt-Album von R.A.T.M. schlug mit seinem ersten Titel „Bombtrack“ sprichwörtlich tatsächlich „wie eine Bombe“ ein.
Vom ersten bis zum letzten Stück sind die Grooves aussergewöhnlich stark – aggressiv und energetisch drückend. Brad Wilks Drumming wirkt trotz aller Kraft dennoch dosiert und nicht brachial.
Die Band entwickelte ein organisches Zusammenspiel, insbesondere mit der ihr eigenen Art eine funky Sechzehntelspielweise mit Power zum Swingen zu bringen, samt intuitiver
Tempoänderungen. Bewusst wurde dafür auf Click-Einsatz verzichtet.
Ein guten Eindruck davon erhält man beim wohl ohnehin vermeintlich bedeutendsten Song dieses Albums: „Killing in the Name“.
https://youtu.be/bWXazVhlyxQ

Stevie Wonder’s Original Musiquarium I

Drummer: Stevie Wonder, Raymond Lee Pounds, Dennis Davis,
Stil: Soul, R & B, Funk, Disco
veröffentlicht: 1982

Hier handelt es sich um eine Kompilation großartiger Songs von 1972 bis 1982. Stevie Wonder hat bei den meisten seiner Songs dieser Ära als Multiinstrumentalist auch das Schlagzeug selbst eingespielt. Diese Songs haben dadurch einen sehr erdigen Groove und manchmal eine auch eher unorthodoxe Spielweise. Gerade das macht es jedoch aus. Seine klare Vision, mit der er eingespielt hat, verleiht den Songs durch seine persönliche Feel- und Timing-Auffassung samt Phrasierungswechseln (zwischen „16tel-Shuffle“ und „gerade“) eine eigene Tiefe und besondere Note. Das berühmteste Beispiel hierfür dürfte wohl „Superstition“ (https://youtu.be/w5n6Dq5Mh-o) sein, wo er tatsächlich alle Instrumente der Rhythmusgruppe eingespielt hat.
Nicht weniger beachtlich gelang es Raymond Pounds (bei „Sir Duke“) und Dennis Davis (bei „Master Blaster“), sich nahtlos in diesen Stil einzufügen.

Bob Marley – Songs of Freedom

Drummer: Carlton Barrett, Winston Grennan, Lloyd Knibb
Stil: Reggae, Ska
veröffentlicht: 1982

Dieses Box-Set umfasst Bob Marleys Songs von 1961 bis zu einer Aufnahme von seinem letzten Konzert 1980 vor seinem Tode. In dieser Kompilation wurde auf die „Single“-Version gesetzt, so eine vorhanden war, und es beinhaltet ein 63-seitiges Booklet.
Durch die chronologische Abfolge der Songs ist gut nachzuvollziehen, wie sich die Drum-Beats innerhalb der Reggae-Evolution wandelten.
Marleys erster Nr.1-Hit „Simmer Down“, welcher 1963 noch von der Studio-Haus-Band, den „Skatalites“ mit Lloyd Knibb eingespielt wurde, ist mit Ska-Groove begleitet.
Mitte der 70er-Jahre machte Carlton Barrett den „One Drop“ als „den“ besonderen Reggae-Drum-Beat schlechthin populär. Mit „Crazy Baldhead“ (https://youtu.be/2qdUDstTwBw) von 1976 ist ein Beispiel zu hören, welches auf ternärem Feel basiert und durch seine besonderen Hi-Hat-Akzente aufhorchen lässt.