Klaviere und Flügel haben einen mächtigen und vielschichtigen Klang, und gute Instrumente bieten ein Spiel- und Hörerlebnis das auf Keyboards bzw. Digitalpianos schwer nachzuahmen ist. Dafür sind allerdings dann auch bereits bei Einsteiger-Instrumenten die Preise oft höher als bei Oberklasse-Digitalpianos – die Wahl eines Instruments will also gut überlegt sein. Auf dieser Seite finden sich zur Orientierung einige grundlegende Punkte auf die man achten sollte, und die helfen zu verstehen was günstigere von teureren Klavieren unterscheidet. Außerdem gibt es weiter unten eine Übersicht zu verschiedenen Preiskategorien und welche Merkmale man in diesen jeweils erwarten kann.
Klavier und Flügel – Was ist der Unterschied?
Vorab ein Hinweis zur Benutzung der Wörter Klavier und Flügel in diesem Ratgeber: Um Unklarheiten zu vermeiden ist hier fortan jeweils von Hochklavieren und Flügeln die Rede. Der Grund dafür ist, dass das Wort “Klavier” (gleiches gilt für “Piano”) häufig auch als Oberbegriff für sowohl Flügel als auch ihre kleineren, aufrechten Verwandten benutzt wird.
Allgemein kann man sagen, dass Flügel einen besseren Klang und ein genaueres Spiel ermöglichen als Hochklaviere, was auch erklärt warum Flügel meistens so viel teurer sind. Allerdings gibt es im Übergangsbereich bei sehr guten Hochklavieren und preisgünstigen Flügeln durchaus Vor- und Nachteile auf beiden Seiten. Mehr dazu bei den Instrumentenbeispielen weiter unten.
Der bessere Klang bei Flügeln resultiert unter anderem aus den Saiten, die um einiges länger sein können als bei Hochklavieren. Der andere große Unterschied liegt in der Tastatur-Mechanik – diese spielt sich beim Flügel nuancierter und feinfühliger. Eine genauere Beschreibung der Unterschiede findet sich hier.
Größe und Klangvolumen
Die Größe des Instruments ist in mehrerer Hinsicht relevant: Zum einen ist es immer eine Platzfrage. Wenn man das Klavier in der eigenen Wohnung stehen haben möchte, und diese nicht besonders groß ist, dann ist eventuell ein Hochklavier die bessere Wahl. Wenn man etwas mehr Raum hat, dann kommt auch ein Flügel in Frage. Im Gegensatz zur Hochbauweise geht dieser natürlich in die Länge, sodass man überlegen muss, ob man zu einem Stutzflügel greift, der um die 150cm Länge hat, oder ob Platz genug für einen zwei Meter-Flügel ist.
Die Platzfrage hängt zudem auch noch indirekt mit dem Gesamtklangeindruck zusammen. Zwar hat ein großer Flügel das Potential zu einem ebenfalls großartigen Klang. Allerdings kann sich dieses Potential in einem kleinen Raum nicht entfalten. Schlimmer noch, ein großer Flügel kann eventuell zu laut für den kleinen Raum sein, sodass die starken Schall-Reflektionen für einen unangenehm „knalligen“ Klang sorgen. Vor allem beim Kauf eines Flügels ist es daher wichtig, sich im Vorfeld Gedanken um die Zusammenwirkung von Spielort und Instrument zu machen.
Unterschiede bei Preisen und Herstellern
Beim Preis eines Klaviers spielt die Saitenlänge eine wichtige Rolle. Diese spiegelt sich in der Höhe eines Hochklaviers bzw. in der Länge eines Flügels wieder. Jedoch gibt es auch je nach Modell und Hersteller gewaltige Unterschiede in den Preisen. Generell kann man sagen, dass etwa bei gleicher Saitenlänge mit zunehmendem Preis auch die Qualität der Materialien und der Verarbeitung der Bauteile zunimmt, was sich wiederum positiv auf Klang und Spielgefühl auswirkt.
Jedoch ist der Preis und die mutmaßliche Qualität eines Klaviers nur ein Faktor der beim Aussuchen eines Instruments eine Rolle spielen sollte. Viel wichtiger ist aber eigentlich, dass der Klangcharakter und das Spielgefühl eines Instruments einem persönlich zusagen. Viele Hersteller sind dafür bekannt ihren Klavieren bestimmte Klangcharakteristika zu verleihen, die dann wiederum bestimmte Musiker ansprechen, oder in bestimmten musikalische Stilrichtungen beliebt sind. Tatsächlich unterscheiden sich aber bereits die Instrumente eines Herstellers stark untereinander. Bei älteren bzw. gebrauchten Instrumenten werden diese Unterschiede noch größer.
Selbes trifft auf die Tastaturmechanik zu. Die in verschiedenen Modellen verbauten Mechaniken können leichter oder auch schwergängiger sein – was beides legitim und kein Anzeichen von besserer oder schlechterer Qualität ist. Auch hier muss man sich hineinfühlen, was am ehesten den persönlichen Geschmack trifft.
Bei der Wahl eines Klaviers macht es also durchaus Sinn möglichst viele Instrumente selber angespielt und verglichen zu haben, bevor man sich zum Kauf entscheidet. Neben dem Preis sind die individuelle Klangcharakteristik und das Mechanik-bedingte Spielgefühl zentral, sodass letzten Endes das eigene Empfinden eine wichtige Rolle spielt.
An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass nicht alle Klaviere Rollen besitzen, auf denen man sie bei Bedarf hin- und herschieben kann. Wer darauf Wert legt, sollte auch hier ein Auge drauf haben.
Preiskategorien
Hochklaviere zwischen 3.000 und 10.000 €
Einsteiger-Klaviere findet man bereits unterhalb der 4.000 €. Das Yamaha b1 PEC zählt mit zu den günstigsten, und hat eine Höhe von 109 cm. Damit gehört es zu den sogenannten Kleinklavieren und dem Bautyp mit der heutzutage niedrigsten gebräuchlichen Höhe. Dies wiederum spiegelt sich in der Saitenlänge und dadurch auch in der Klangqualität wieder.
Für knapp 1.000 € mehr bietet das Kawai K-200 E/P bereits eine Höhe von 114 cm, was sich auch klanglich niederschlägt.
Oberhalb der 120 cm finden sich Klaviere die auch professionellen Ansprüchen gerecht werden, weswegen sie mitunter als Konzertklaviere bezeichnet werden. Das Kawai K-300 E/P etwa ist 122 cm hoch und kostet um die 6.000 €. Die höchsten Klaviere, zu denen z.B. das noch relativ erschwingliche Kawai K-500 E/P gehört, rangieren im Bereich um 130 cm und haben Preise oberhalb der 9.000 €.
Wie bei allen Bautypen, gehen auch in diesem Segment die Preise weit auseinander. So muss man etwa für ein neuwertiges Steinway & Sons K-132 (Höhe 132 cm) mehr als 40.000 € berappen – ein Preis zu dem man bereits hochwertige Flügel bekommen kann. Natürlich erhält man dafür dann Verarbeitung und Klang der Premium-Klasse, aber man verzichtet auf die Vorteile die z.B. eine gute Tastatur-Mechanik in einem Flügel bieten kann.
Flügel ab 10.000 €
Stutzflügel oder Konzertklavier?
Die günstigsten Flügel kosten zwischen 10.000 und 11.000 €. Der Kawai GL 10 E/P fällt in diese Preisklasse und hat eine Länge von 153 cm. Damit gehört er zu den kürzesten Bautypen und wird daher auch als Stutzflügel bezeichnet. Von dem günstigen Preis abgesehen hat er noch den Vorteil, dass er auch in kleinere Wohnungen passt, was bei größeren Flügeln oft problematisch ist. Ein Nachteil ist bei dieser Größe allerdings die Saitenlänge – diese ist sogar kürzer als bei den Hochklavieren der Oberklasse (Konzertklavieren). Das bedeutet, dass Stutzflügel tendenziell einen weniger guten Klang haben als sehr gute Hochklaviere. Aber ein entscheidender Vorteil bleibt ihnen erhalten: die Tastatur-Mechanik , die wesentlich besser bespielbar ist als bei Hochklavieren. Somit ist im Preissegment zwischen 10.000 bis 20.000 € abzuwägen, ob man eher auf den optimalen Klang setzt, oder ob einem die Präzision beim Spielen wichtiger ist.
Flügel ab 20.000
Ab ca. 170 cm Länge, wie etwa bei dem Yamaha GC 2 PE, ist dann von einem normal großen Flügel die Rede, und nicht mehr von einem Stutzflügel. Hier sind die Saiten bereits um einiges Länger als selbst bei den besten Hochklavieren, sodass sich diese Instrumente sowohl durch eine bessere Bespielbarkeit, als auch durch einen klareren und volleren Ton absetzen können.
Bei noch längeren Flügeln wird die Konstruktionsweise zunehmend aufwändiger, da immer höhere Saitenspannungen getragen werden müssen. 200 cm Lange Flügel wie der Yamaha C 5 X PE kosten mit um die 40.000 € deshalb bereits etwa doppelt soviel wie der GC 2 PE. Sie eignen sich schon für Konzerte in mittelgroßen Hallen.
Die nächstgrößere Kategorie sind dann bereits Konzertflügel, die mit Längen von bis zu fast 3 Metern für Privatwohnungen eindeutig überdimensioniert und auch viel zu laut sind. Sie sind für große Konzerthallen ausgelegt und Modelle wie der Bösendorfer 290 Imperial kosten annähernd 200.000 €, was an sich schon nicht für die Beschaffung im privaten Rahmen spricht.