Software-Instrumente

Software-Instrumente erweitern die Palette an Sounds, die auf digitalen Tasteninstrumenten gespielt werden können enorm. Sie können direkt auf einem Computer (oder je nachdem einem Mobilgerät) installiert werden und sind in der Regel ohne zusätzliche Geräte funktionsfähig. Das Keyboard übermittelt dann durch ein Kabel die gespielten Töne an den Computer, der wiederum mit Hilfe der Software den Klang erzeugt. Software-Instrumente haben gegenüber den Sounds, die in Keyboards bzw. Digitalpianos fest verbaut sind oft große Vorteile. Sie klingen hochwertiger, und es gibt eine größere Auswahl an spezialisierten Sounds, die entweder bestimmte Nischen bedienen, oder bekannte Sounds besonders detailliert darstellen. Darunter sind traditionelle Klaviersounds, Synthesizer und auch Orchesterinstrumente. Diese Seite konzentriert sich auf Klaviersounds und geht näher darauf ein, in welchen Situationen Software-Instrumente vorteilhaft sind. Außerdem gibt es hier einen Überblick über die zwei wichtigsten Verfahren der Klangerzeugung für Software-Pianos, sowie Beispiele für Software, die in diesen Kategorien besonders überzeugt.

Wann ist ein Software-Instrument von Vorteil?

Wenn man bereits ein digitales Instrument mit eingebauter Klangerzeugung besitzt, dann macht ein Software-Piano etwa dann als Ergänzung Sinn, wenn man mit den eingebauten Sounds nicht (mehr) zufrieden ist, oder wenn man sich stilistisch erweitern möchte.
Die Klangerzeugung auch in günstiger Software ist beispielsweise fast immer besser als in billigen Keyboards. Und sogar teure Digitalpianos, die über tausend Euro kosten, können in der Regel nicht mit hochwertigen Software-Instrumenten mithalten.
Deswegen macht auch für tüftel-freudige Keyboard-Neulinge die Überlegung Sinn, sich anstatt für 100 € ein billiges Home Keyboard zu kaufen, eine Kombination aus Software-Instrument und MIDI-Master Keyboard (ohne eingebaute Klangerzeugung) zuzulegen. Bei dieser Lösung bezahlt man praktisch getrennt für Klangerzeuger und Tastatur, aber kann beide Komponenten nach den eigenen Wünschen zusammenstellen.
Außerdem hat Software noch einen weiteren Vorteil: einige der Instrumente können auf den Herstellerseiten als Demo-Versionen heruntergeladen werden, sodass man sich Zuhause auf dem eigenen Keyboard vorab selbst ein Bild vom Klang- und Spielgefühl machen kann.

Welche Typen von Piano-Software gibt es?
Sampling – Der Traditionelle Weg

Die meisten Software-Pianos (und auch Hardware-Keyboards) erzeugen ihren Sound auf Basis von Samples; konkret heißt das, dass jeder Ton eines echten Klaviers mit einem Mikrofon einzeln aufgenommen und als Sample abgespeichert wird, meistens auch gleich mit mehreren Anschlagsstärken. Die Software spielt dann beim Tastendruck auf dem Keyboard immer die entsprechenden Samples für jeden Ton ab.
Dazu kommen dann noch nachträglich im Computer dynamisch generierte Effekte wie Nachhall und auch komplexe Simulationen von Saitenresonanzen. Durch die Verwendung von Samples kann man einen sehr authentisch klingenden Basis-Sound erhalten.
Software-Instrumente haben hier gegenüber den internen Sounds von Keyboards und Digitalpianos einen entscheidenden Vorteil: die Samples sind meistens um einiges hochwertiger. Sie sind typischer Weise länger (man hat keine unecht klingenden Wiederholungsschleifen) und verfügen über mehr Dynamikstufen.

Physical Modeling Synthesis

Eine neuere Herangehensweise an die digitale Erzeugung von Klaviersounds ist die Modeling Synthesis. Hierbei werden keinerlei Samples verwendet; der Sound wird gemäß physikalischer Modelle von Grund auf komplett auf dem Computer generiert. Dadurch ergeben sich mehrere Vorteile gegenüber der klassischen Sampling-Methode: Der Klang wirkt einheitlicher, organischer und feiner abgestuft. Außerdem ist die Rechenlast für den Computer typischerweise niedriger, und auch der benötigte Speicherplatz auf der Festplatte ist lediglich ein Bruchteil dessen, was für Samples benötigt wird.
Physical Modeling hat Vor- und Nachteile. Ein Nachteil ist, dass der Basis-Klang zuweilen etwas synthetischer wirkt. Er eignet sich daher eventuell weniger für Aufnahmen als der Klang guter Sample-basierter Instrumente. Allerdings spielen sich Modeling-Instrumente oftmals besser als vergleichbare Sampler, da sie passender bzw. flexibler und natürlicher auf das eigene Spiel reagieren können als starre Samples. Man kann mit ihnen daher (gute Tastatur vorausgesetzt) sehr gut Fingertechnik und gefühlfolles Spiel üben.

Preiskategorien

bis 100€

Günstige Sample-Instrumente gibt es bereits für weit unter 100€. In der Regel wurde für diese ein einzelnes Instrument aufgenommen, wie etwa ein Fiazoli Flügel für das Waves Grand Rhapsody Piano. Letzteres verfügt über Samples die aus drei verschiedenen Mikrofonpositionen aufgenommen wurden. Dies und die Möglichkeit noch an diversen anderen Klangparametern nachträglich herumzuschrauben ermöglicht trotz des Basierens auf einem bestimmen Flügel eine Vielzahl an Klangkombinationen.

Übrigens gibt es auch für Mobilgeräte sehr gute Piano-Apps für wenig Geld; das Ravenscroft 275 Piano für iOS etwa muss sich in diesem Preissegment nicht vor dem Vergleich mit Desktop-Programmen scheuen.

ab 100€

Für 200-300€ bekommt man auf einem Desktop-Computer noch deutlich hochwertigere bzw. breit gefächertere Software. Der VSL Bösendorfer 290 Imperial hat sich wie das Grand Waves auch auf einen bestimmten Flügel spezialisiert. Dieser ist allerdings mit noch mehr Samples aufgenommen worden, was z.B. einen nahtloseren Übergang der Dynamikstufen ermöglicht. Auch gibt es hier noch mehr verschiedene Mikrofonpositionen. Die Qualität schlägt sich auch im Speicherplatz nieder: Der Bösendorfer benötigt ca. zehn mal so viel wie das Grand Waves.
Wenn man eine größere Bandbreite an gesampleten Klavieren in einem Paket wünscht, dann lohnt sich auch ein Blick auf die EastWest Quantum Leap Pianos. Diese sind jeweils zwar mit weniger Details aufgenommen als etwa der Bösendorfer von VSL, aber dafür bekommt man gleich vier Pianos zusammen.

Unter den Physical Modeling Klavieren ist das vielleicht bekannteste Pianoteq von Modartt. Außer der Standardfassung für um die 250€ gibt es noch eine etwas abgespeckte (weniger verschiedene Sounds) und eine „PRO“ Version mit erweiterten, sehr detaillierten Einstellungsmöglichkeiten.