Einstiegsalter
Es ist zwar schon so, dass Erwachsene nicht mehr ganz so locker und spielerisch lernen wie Kinder. Dies bedeutet aber nicht, dass man (zu) langsam lernt. Erwachsene können dafür Vieles aus anderen Bereichen übertragen und sind (hoffentlich?) zielstrebig(er). Wenn ein Erwachsener wirklich will, Spass am musizieren hat und sich die Zeit nimmt zum regelmäßigen Üben, ist ein Einstieg im Erwachsenen- oder Seniorenalter kein nennenswerter Nachteil. Hat er/sie schon ein anderes Instrument gespielt, fällt es umso leichter. Natürlich sollte man dennoch mit fortgeschrittenerem Alter nicht mehr davon ausgehen, große Karriere als virtuoser Berufsmusiker zu machen, da die meisten dafür 10 bis 20 Jahre intensiv üben und lernen mussten (10’000-Stunden-Regel). Dem erfolgreichen gemeinsamen Musizieren in einer Band und dem auch authentischen Umsetzen von Songs spricht aber nichts dagegen – guten Unterricht und/oder entsprechendes Lehrmaterial vorausgetzt.
Entscheidend ist also nicht das Einstiegsalter, sondern wie intensiv man sich für Musik interessiert und sich damit beschäftigt – also letztlich wie gut und wieviel man übt bei durchschnittlichem Talent für Motorik und Rhythmus. Nicht zu vergessen ist natürlich dabei ein Umfeld, in dem Musik(machen) möglichst zum Alltag gehört wie z.B. auch das möglichst zeitige Spielen in einer Band!
Hier noch ein interessanter Artikel dazu: www.spektrum.de/news/auch-wer-spaet-anfaengt-kann-ein-guter-musiker-werden/1831072
Man kann als Rentner genauso ein Instrument spielen beginnen wie als Kind, Gesang sowieso. Der früheste Zeitpunkt ist jedoch dann gekommen, wenn das Equipment/Instrument körperlich erreicht und beherrscht werden kann. Auch aus diesem Grund wurde für einige Instrumente oft ein frühestes Einstiegsalter von 8 bis 10 Jahren empfohlen.
So früh wie möglich bzw. schon vor dem Schulalter zu beginnen, kann auch nicht pauschal empfohlen werden. Grundsätzlich hängt dies sehr starkt davon ab, wie in welcher Form im jeweiligen Umfeld musiziert wird – oder eben womöglich keiner musiziert oder nicht die Musikstilistik, die einen motiviert. Ansonsten sollte dies besser im Rahmen von Probestunden bei verschiedenen Lehrern ausprobiert werden, da auch hier gute Methoden und die „Chemie“ manchmal mehr darüber entscheiden, ob ein Kind am Instrument lernen Spass hat, „d´ran“ bleibt und voran kommt, als z.B. Talent oder Reife.
Dabei sollte bei unter ca. 6-Jährigen das Lernen unbedingt besser ohne Leistungsdruck, möglichst rein spielerisch erfolgen!
In dieser Zeit wird generell Gruppenunterricht im Rahmen von musikalischer (elementarer) Früherziehung etc. erst mal die richtige Wahl sein, ggf. bereits parallel dazu Instrumente ausleichen und/oder bisschen Instrumentaleinzelunterricht oder mehrere Schnupperunterrichtsstunden und Instrumentenkarussell.
Die Voraussetzung lassen sich also nicht einfach nur vom Alter abhängig machen, auch hier gilt „Probieren geht über Studieren“.
Noten lernen
zu den Klischees –
der ”Rockmusiker” und der ”Klassiker”:
Der Rockmusiker erstummt, wenn man ihm Noten hinlegt, da er entweder Noten gar nicht lesen kann, ihm die nötige Routine fehlt oder weil er sein Blattspiel nie auf ein ausreichendes Niveau gebracht hat.
Das Gedächtnis und das harmonische und rhythmische Gehör sind im Idealfall stärker ausgeprägt. Er ist dadurch meist darauf angewiesen, Stücke zu verinnerlichen. Dadurch entwickelt sich ein umfangreiches Repertoire an Stücken, die er sogar auswendig spielen kann. Freies Spielen und Improvisieren ist ihm sehr wichtig.
Der Klassiker ist verloren, wenn man ihm die Noten wegnimmt, da er nicht gelernt hat, zu improvisieren und sich auf sein Gehör zu verlassen oder wenig Erfahrung hat, wie Stücke harmonische aufgebaut sind.
Der Rockmusiker fühlt sich unwohl, unfrei und gebremst, wenn er nach Noten spielen soll. Es fällt ihm so schwer, dass er all seine Konzentration aufbringen muss, um all die Informationen auf dem Blatt nur zu lesen. Da bleibt nichts mehr übrig um wirklich Musik zu machen, geschweige zu rocken.
Der Klassiker fühlt sich durch sein Notenblatt eigentlich entlastet und frei, da er sich nicht darauf konzentrieren muss, was er spielt. Er kann all seine Energie dafür aufbringen, wie er das Stück spielt. Selbst wenn das Stück neu ist, befindet sich ja nur bekanntes Vokabular darin.
Das Gedächtnis und harmonische und rhythmische Gehör sind oft nicht so stark ausgeprägt, da er es nicht so stark trainiert. Das Repertoire an auswenigen Stücken ist sehr gering.
Vergleich mit Lesen von Schrift:
Der Rockmusiker ist also wie jemand, der nach dem er das ABC gelernt hat, nie einen Satz richtig gelesen hat und immer darauf gewartet hat, bis das Hörbuch oder der Film erschienen ist.
Der Klassiker im Gegenzug hat von klein auf viele Bücher gelesen und kann inzwischen einen Roman innerhalb kürzester Zeit lesen. Vielleicht findet er es so sogar besser, erst einmal seine eigene Fantasy zu entfalten und Interpretation zu finden, bevor er sich mit eigentlichen Nacherzählungen anderer beschäftigt.
Keine Sorge, man kann nebenbei ohne große Anstrengungen automatisch Noten lernen. Es ist eigentlich schon erstaunlich, dass Noten von Vielen so mystifiziert werden und Aversionen entstehen. Für die Einen scheint es etwas Unmögliches zu sein, nach Noten gut ”frei” zu spielen, zu improvisieren oder etwas kompliziertes nach Noten zu spielen. Andere geraden in Panik, wenn man ihnen ihr Notenblatt, ihre ”Krücke”, wegnimmt oder sie ein komplexes Stück auswendig spielen sollen. Wie so oft muss das Eine das Andere nicht ausschließen und beides zu können und zu lernen ist eigentlich nicht so schwierig, sondern im Grunde das Leichteste beim Erlernen eines Instrumentes. Beim z.B. Schlagzeug handelt es sich in erster Linie Rhythmusnotation. Die traditionelle Tonhöhennotation findet keine Anwendung. Andererseits ist aber genau die Rhythmusnotation was bei Melodieinstrumenten vernachlässigt wird und gerade Kindern, die noch kein Allgebra hatten, schwer zu verstehen fällt. Wenn es nicht über das Matheverständnis geht, gibt es aber auch andere Methoden, Rhythmen klar zu machen und auch visuell darzustellen bzw. aufzuschreiben oder festzuhalten. Zu letzt darf man nicht vergessen, wie schnell man eigentlich in der Schule das Alphabet und Lesen und Schreiben gelernt hat. Dies ist eigentlich viel komplexer und man provitiert sein ganzes Leben davon – man denkt eigentlich gar nicht darüber nach.
Für Lernen ohne Noten ist zwar das Unterrichtsmaterial aufwendiger, aber möglich und für Anfänger eigentlich auch sinnvoll und effektiv.
Bevor es zu Notenkenntnissen geht, ist es ohnehin viel wichtiger, Verständnis für Rhythmus zu erlernen oder Spass an ersten Grooves/Beats zu haben.
Noten kann und sollte dann jeder ganz einfach nebenbei lernen.
Viele Hobbymusiker z. B. am Schlagzeug erreichen übrigens meist eigentlich gar nie den Spiellevel, wo Rhythmen oder Drum-Beats so komplex sind, dass richtige Noten wirklich das Lesen erleichtern. Nichts desto trotz ist aber das Wissen und Hörenerkennen der restlichen Musiktheorie wie Taktarten, Zählen und für Melodieinstrumente die Tonhöhennamen stark von Vorteil. Wer ernsthaft und vor allem effektiv an seinem Instrument immer weiter und weiter kommen will, wird aber irgendwann weder an richtiger Rhythmiknotation noch an Tonhöhennoten vorbeikommen.
Sicherlich kann man auch ohne jeglicher Notenkenntnisse musizieren, komponieren oder ein Instrument lernen und u. U. dies sogar auf einem hohen Niveau. Für die meisten Menschen in unserem Kulturkreis geht das Lernen so aber nicht schneller voran, sondern verlangt eher mehr Engagement. Viele stoßen dann am Computer bei Sequenzer-Software auf die Matrix-Schreibweise oder in Foren auf ”Tabs” (engl.). Tabs (Tabulaturen) ist ein Notationssystem, was im Rock- und Popbereich meistens verwendet wird. Wer das Prinzip von Tabs oder Matrix verstanden hat, der wird auch fast genauso schnell Noten lernen. Wer Noten kann, ließt auch mit Leichtigkeit Tabs oder Matrixen.
Noten zu können und lernen hat keinen Nachteil. Es gibt keinen sinnvollen Anlass, Noten letztlich nicht nicht zu lernen. Man erspart sich dadurch nicht wirklich etwas oder wird ein freierer Künstler. Selbst wenn ich Notation nicht beherrsche, richte ich mich bewusst oder unbewusst nach deren Ordnungsprinzipien. Man verschließt sich keine Türen, die man später mit hartem Eifer dennoch öffnen muss, wenn man z.B. mit anderen Musikern auch in Worten kommunizieren will. Zuletzt darf man nicht vergessen, welche Bedeutung oder Vorteil es hat, wenn man etwas schnell einfach aufschreiben kann, um es zu einem anderen Zeitpunkt ohne lange nachzudenken wiedergeben zu können.
Üben allgemein
Ein eigenes Schlagzeug zu besitzen, ist für das Hineinschnuppern nicht zwingend erforderlich. Im Gegenteil sollte erst einmal der Testzeitraum abgewartet werden, bevor gleich in ein Instrument investiert wird.
Optimal ist es natürlich, wenn man ein eigenes Schlagzeug und einen Raum hat, wo man jederzeit (auch laut) üben kann. Wenn man nicht wirklich viel üben kann oder möchte, ist es günstiger sich auf Stundenbasis einen komplett ausgestatteten Raum zu buchen. Darüber hinaus kann man auch zu Hause leise auf einem elektronischem Schlagzeug (eDrum) mit Kopfhörer üben oder sich günstige Practice-Kits oder einfach nur ein Practice-Pad (Gummiplatte zum Üben, die man auf ein Stativ montieren, aber auch auf eine kleine Trommel, einen Tisch oder Stuhl legen kann). Dazu gibt es auch entsprechen Pads für die Fußtechnik. Ansonsten kann man statt einem Pedal auch einfach mit dem Fuß (Hacke und/oder Spitze) auf den Boden tippen. Diese ”Trocken-Übungen” können nicht nur als Ergänzung sogar sehr effektiv sein. Deswegen üben und kontrollieren auf einem Pad zum Metronom (Taktell) nicht nur Anfänger, sondern auch versierte Schlagzeuger focussiert z.B. vor einem Spiegel ihre Trommel-Technik und Haltung.
Im Grunde erfüllt auch ein Computer-Mouse-Pad oder jede andere Oberfläche ihren Zweck, vor der man gut sitzen oder stehen kann: Gummi oder harte Oberflächen um den ”Rebound” (Rückprall des Stockes) für leichtes Spielen zu üben oder weiche (z.B. Kopfkissen), um Kraft und Ausdauer zu trainieren.
Gern helfe und berate ich auch bei einem Kauf eines gebrauchten oder neuen Schlagzeuges (oder Online-Beratung) und geben Hilfestellung bei Aufbau und Einrichten eines Schlagzeugs.
Es ist sicherlich klar, dass man nur sehr sehr langsam vorankommt, wenn man außerhalb des Unterrichts sehr wenig übt oder womöglich gar nicht spielt. Ein wenig üben, auch nur 5 Minuten, ist besser als gar nichts. Du solltest trotzdem versuchen wenigstens 3 Tage wöchentlich ca. 30 bis 60 Minuten zu üben, um einigermaßen zügig voranzukommen. Das muss nicht immer am Stück sein, sondern 10-Minuteneinheiten können auch auf den Tag verteilt werden. Die Wiederholung macht´s. Je mehr, desto besser. Die meisten würden staunen, wie schnell sie lernen, wenn sie intensiv und richtig (effektiv) üben. Diejenigen, die Schlagzeugspielen mehr als ein Hobby ansehen, es zum Beruf machen möchten, müssen wirklich regelmäßig 5 Tage die Woche ca. 4 Stunden auf den Tag verteilt effektiv üben + Unterricht und Ensemble-/Band-Spiel. Manche Musikstudenten beschäftigen sich sogar den ganzen Tag mit Musik.
Als Richtwert für einen Anfänger wäre z.B. folgender Plan:
- Üben je Woche generell:
- (1 Tag Unterricht)
- 4 Tage 30 Min.
- + 1 Tag mindestens 1 Stunde
- 1 Tag Pause